Was sagen Yolŋu dazu, dass andere Didjeridu unterrichten?
Die Meinungen über Nicht-Yolŋu, die Didjeridu unterrichten, ähneln den Aussagen über das Spielen. Alle Yolŋu, die in dieses Projekt involviert waren, sind sich darin einig, dass es in Ordnung ist, wenn Außenstehende nicht-traditionelle Spieltechniken lehren. Yolŋu nehmen für sich kein Recht für alle anderen Arten von Didjeriduspiel in Anspruch. Alles, was von Nicht-Yolŋu entwickelt wurde, kann auch von diesen unterrichtet werden. Wir betonen hier nochmals, dass die Yolŋu nicht die alleinigen traditionellen Eigner des Didjeridus sind, und dass sich ihre Aussagen ausschließlich auf ihren eigenen traditionellen Stil bezieht und nicht auf Stile benachbarter Gruppen.
Wenn es jedoch um Yolŋu-Stile des Yidakispielens geht, betonen Yolŋu immer die Wichtigkeit, von ihnen selbst zu lernen – wenn möglich, direkt vor Ort in Arnhemland. Wenn nun ein Nicht-Yolŋu die Stile und Lieder der Yolŋu lernt, sollte er sie dann auch anderen beibringen?
Einige Yolŋu sind darüber begeistert, wie andere das Yidaki im Yolŋu-Stil spielen, und möchten, dass diese das Gelernte möglichst an andere Spieler weitergeben. Andere Yolŋu sind der Meinung, solche Erfahrungen seien Privatsache und sollten nicht weitergegeben werden, und dass es allein Sache der Yolŋu sei, ihre Kultur mit anderen zu teilen. Häufig hört man eine Meinung, wie sie auch Burrŋupurrŋu Wunuŋmurra vertritt: Es ist in Ordnung, wenn man die neuen Erfahrungen und Kenntnisse kostenlos an Freunde oder Familie weitergibt, doch sobald man anfängt, in Workshops und Unterricht für dieses Wissen Geld zu verlangen, bestiehlt man die Yolŋu. Es ist ihr Wissen, das geteilt und dementsprechend entlohnt werden sollte, nicht eures. Dafür müssen zuerst verbindliche Vereinbarungen getroffen werden. Welche Ansichten die Yolŋu, die in diesem Projekt involviert waren, bezüglich des Unterrichtens auch haben mögen, sie sind sich über eins einig – dass man sich bemühen sollte, von den Yolŋu direkt zu lernen, wenn man etwas über ihre Angelegenheiten lernen möchte.
Entsprechend des Yolŋu-Rom ist Wissen mächtig und sehr teuer. Das war schon so, bevor Geld in Arnhemland eingeführt wurde. Donald Thomson, der erste Anthropologe, der mit Yolŋu in dieser Region gearbeitet hat, hat ein Buch über die Ökonomie der Yolŋu geschrieben. Darin war auch die Geschichte eines Yolŋu-Übersetzers und Freundes, der den Übersetzerdienst quittieren musste, weil er durch das in seiner Arbeit mit Thomson angeeignete Wissen über andere Clans bei diesen bereits zu weit in der Schuld stand. Er hat dann bis an sein Lebensende Pfeile und andere Objekte als Bezahlung anfertigen müssen!
Am besten ist es also, wenn Ihr nichts tut, was euch nicht ausdrücklich von den Yolŋu gestattet wurde, und noch einmal: Tu nichts, was dir unangenehm wäre, wenn Yolŋu dabei zusehen. Das ist schlicht eine Frage des Anstands. Wenn du von einem Yolŋu lernst und er dir die Erlaubnis gibt, das Erlernte weiterzugeben, dann tu das. Wenn du diese Lehrtätigkeit zu deinem Geschäft machen willst, solltest du dieses Vorhaben im Beisein von Yolŋu klar ansprechen, um sicherzugehen, dass etwaige Vergütungen für sie in Ordnung sind. Die meisten Yolŋu können sich nicht vorstellen, wie du lebst und was du vorhast, wenn du Arnhemland wieder verlässt. Du kannst nicht davon ausgehen, dass ein Yolŋu dich versteht oder dass du alles tun kannst, was du willst, weil dir niemand gesagt hat, dass es verboten ist. Bedenke auch, dass selbst die Erlaubnis eines einzelnen oder mehrerer Yolŋu keine Garantie ist, dass es alle anderen auch gutheißen. Dies hat in der Vergangenheit schon oft zu Streit und Feindseligkeit in den Gemeinden geführt.
Selbstverständlich ist es nicht jedem Menschen möglich, nach Arnhemland zu kommen. Wie Djaluˈ weiter oben bereits erwähnt hat, besteht auch die Möglichkeit, dass Yolŋu zu euch kommen. Es kann schwierig sein, etwas so Großes zu organisieren. Es gab aber auch schon Aktionen eines einzelnen Didjeriduspielers in Japan, der verschiedene Reisen und kleine Touren in seiner Heimat organisiert hat. Ein Didjeriduspieler in Island hat keine Mühen gescheut, um ein Yolŋu-Trio vom anderen Ende der Welt in seine Heimat zu bringen. Das ist teuer, und mit harter Arbeit verbunden. Aber es lohnt sich! Es gibt viele Yolŋu, die euch gerne kennenlernen würden, wenn sie die Chance dazu erhielten. Fragt uns einfach!