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Yidaki spielen | Atmung

Was bisher auffallend fehlt, ist die Beschreibung, wie und wo man atmet. Die meisten Nicht-Yolŋu-Spieler lernen die „Zirkularatmung“ – also den Vorgang, den Ton aufrecht zu erhalten durch einen Wechsel zwischen normalem Blasen und im Mundraum gespeicherter Luft, mit starken Gebrauch der Wangen als Blasebalg. Auf diese Art kann man eine Weile spielen, dann einen tiefen Atemzug nehmen und für eine Weile weiterspielen; in der weiteren Entwicklung können die Wangenverengungen auch sanft in Rhythmen integriert werden.

Yolŋu tun das so nicht. Das Ziel der meisten Yolŋuspieler ist es, die Wangen so eng wie möglich zu halten und lange „Wangenatmer“ zu vermeiden. Stattdessen sind viele kurze Atemzüge das Ziel, unterstützt von und initiiert durch Luftimpulse aus dem Bauch. In den Wangen muss Druck aufrechterhalten werden, um den Ton zu halten, aber es gibt kein so großvolumiges, ruckartiges Zusammendrücken der Wangen.

Es ist möglich, am Ende der „dhirrl“-Zungenbewegung mit wenig oder keiner Wangenbewegung schnell einzuatmen. Die Technik wird von vielen westlichen Didjeridu-Spielern „bounce breathing“ (etwa: „Prall-Atmung“) genannt, weil die Einatmung eine unmittelbare Folge des vom Bauch unterstützten Ausatmens ist. Wenn man Impulse aus dem Bauch herausstößt, wie in der „ha“-Bewegung, atmet man fast instinktiv wieder ein – wie ein Zurückfedern.
Der Trick beim Yidakispiel ist es, all die beteiligten Bereiche zu koordinieren. Drück die Luft mit dem Bauch genau in dem Moment heraus, wo du „dhirrl“ zu artikulieren beginnst, und atme wieder durch die Nase ein, wenn die Zungenbewegung beendet ist. Klick auf das Bild rechts und schau dir die Animation mit dem Hörbeispiel an, das dieser Technik in etwa entspricht.

Im Beispiel des ersten beschriebenen einfachen Yidaki-Rhythmus (dith-dhu dhirrl dhirrl), versuche am Anfang jedes einzelnen der drei Teile einen Impuls aus dem Bauch, und atme dann als Folge der „dhirrl“-Bewegungen und Luftstöße wieder ein.

Es mag zunächst schwierig erschienen, aber es ist möglich. Immerhin machen die Yolŋu es seit tausenden von Jahren!
Versuche Djaluˈs und Larrys schnelle Atemzüge zu beobachten und zu hören.

Einmal fragte ein deutscher Besucher Milkayŋu Munuŋgurr, wie Yolŋu-Kinder die Zirkularatmung lernen – und bekam die Antwort: „ … wie sie was lernen?“. Diese Art Auffassung stammt eben nicht aus der Yolŋu-Kultur. Man spielt einfach das Yidaki mit der richtigen Zungentechnik und lernt das Atmen auf ganz natürliche Weise durch Üben.