Yidaki spielen | Zungenbewegungen
Jede Bewegung der Zunge kann benutzt werden um den Klang des Didjeridu tonal oder rhythmisch zu verändern. Viele Nicht-Yolŋu-Spieler verwenden für knackige Rhythmen Techniken, die in der Blechblas-Terminologie als „Doppel-“ oder „Tripel-Zunge“ bezeichnet werden. Schriftlich könnte man dieses mit „Taka-taka“ oder Takata-takata“ umschreiben.
Das Spiel der Yolŋu bedient sich einer sehr kraftvollen und beweglichen Zunge. Sie ist geübt in Bewegungen und Positionen, die aus den Yolŋu-Sprachen stammen und die einigen Lesern dieser Webseite fremd sein werden. Man kann die Grundlagen des Yolŋu-Yidaki-Spiels mit nur zwei dieser Zungenpositionen und der Bewegung zwischen ihnen verstehen und erlernen. Weiter unten findest du Abbildungen und Ausschnitte aus der CD Hard Tongue Didgeridoo von Milkayŋu Munuŋgurr als Beispiele.
Die erste Position wird retroflex (wörtl. „zurückgebogen“) genannt, das heißt, dass die Zunge so zurückgerollt ist, dass die Unterseite der Zungenspitze den vorderen Gaumen berührt.
Bei der zweiten, interdental (wörtl. „zwischen den Zähnen“) genannten Position stößt die Zunge so vor, dass die Zungenspitze die oberen und unteren Zahnspitzen berührt (mit dem Zungenrand vielleicht etwas an den Zahnrückseiten) und die Zungenvorderseite gegen den Zahndamm drückt.
Die erste Grundbewegung wird von Yolŋu als „dith-du” gelehrt, oder manchmal, wie man auf Djaluˈs Lehr-CD hört, einfach nur als „dith“, wobei die weitere Bewegung vorausgesetzt wird. Für das „dith“ beginnst du aus der retroflexen Position und stößt die Zunge nach vorn in die interdentale Position, wobei du sie entrollst. Die Zunge schnellt also aus der zurückgerollten Position nach vorn, wo sie die Rückseite der Zähnspitzen anschlägt. Dies wird begleitet von einem Luftimpuls aus dem Bauch. Mit dem richtigen Druck auf den Lippen, dem Mund und dem Rachen produziert diese Technik außerdem eine kurze Andeutung des Trompetentones, den wir später noch erörtern werden.
Nachdem sie an den Zähnen angekommen ist, zieht die Zunge von den Zähnen zurück in die neutrale Position des „dhu“.
Die andere Bewegung zieht die Zunge zurück aus der interdentalen Position in die retroflexe Position, wobei sie auf dem Weg am Gaumen entlang„flattert“, was man in den Yolŋu-Sprachen als „rr“ schreiben würde. Yolŋu deuten diese Yidaki-Technik mit einem „dhirrl“ an, oder einer eng verwandten Version, „dhirrk“. Diese Bewegung wird von einem kräftigen Luftstoß begleitet, und oft von einem Einatmen, um die Lungen wieder zu füllen.
Mit dieser kurzen Information wirst du das Yidaki-Spiel der Yolŋu viel besser verstehen können.
Hier nun findest du einen einfachen Drei-Puls-Rhythmus, der genau diese Techniken verwendet – einen Zungen-Vorwärts-Stoß und die Lösung mit einem darauffolgenden zweimaligen Zurückziehen der Zunge – zunächst als gesprochene Silben („mouth sounds“), die man zum Vermitteln von Rhythmen verwendet, und dann gespielt auf einem Yidaki.
dith-dhu dhirrl dhirrl dith-dhu dhirrl dhirrl
dith-dhu dhirrl dhirrl dith-dhu dhirrl dhirrl
Dieser Rhythmus kann durch die Improvisation mit diesen beiden Techniken oder durch das Hinzufügen des Trompetentones (s. nächstes Kapitel) komplexer gemacht werden, wie in diesen Klangbeispielen gezeigt wird.
dith-dhu dhirrl dhirrl dith-dhu dhirrl dith-dhu
dith-dhu dhirrl dhirrl dith-dhu dhirrl dhirrl
dup-pu dhirrl dhirrl dup-pu dhirrl dup-pu
dup-pu dhirrl dhirrl dup-pu dhirrl dhirrl
Mit dieser einfachen Einführung kannst du hoffentlich nachvollziehen, wie das Yidaki-Spiel der Yolŋu aufgebaut ist. Es gibt noch weitere Techniken und subtile Variationen, aber allein mit dem Verständnis dieser simplen Bausteine wirst du ziemlich weit kommen.